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Montag, 3. Juni 2019

Stille - Nadelbrief No. 22 und asiatische Papierliebe

Lange genug habe ich still und leise vor mich hingearbeitet, genäht, gezeichnet und eine fiese Erkältung auskuriert. Viele Nadelbriefe sind mir 'durch die Lappen' gegangen, auch wenn ich für einige gedankliche Planungen festgehalten habe. Es fehlte doch die Energie, sie in Stoff umzusetzen. Wahrscheinlich kommen sie so nach und nach hinterher, weil es doch zu spannend ist. Versprechen will ich nichts.

Zum Thema "Stille" von letzter Woche habe ich mir eine Weile den Kopf zerbrochen. So richtig "still" ist es ja tatsächlich auf dieser Welt fast nie. Selbst in der Nacht zirpen noch Grillen oder es huscht ein Getier durch's Gebüsch. Wer weiß, vielleicht machen auch die Sterne Geräusche? 

Auf der Minipressenmesse in Mainz ist mir ein kleines Büchlein aufgefallen, das sich, in Anlehnung an ein Puppentheaterstück, sehr poetisch mit dem Thema "Geräusche" befasst.

Es geht um ein kleines Geräusch, das sein "Ding" nicht finden kann. Auf der Suche begegnet es natürlich vielen Dingen, die ganz unterschiedliche Geräusche machen, aber alle nicht "sein" Ding sind. Am Ende finden sich das Geräusch und sein "Ding", aber welches das ist, verrate ich natürlich nicht. Eine feine kleine Geschichte aus einem feinen kleinen Verlag. (* unbezahlte Werbung


Mich hat die Geschichte auf die Spur für "meine" Stille gebracht. Es ist keine große, langanhaltende Stille, sondern eine kleine, immer wiederkehrende Stille: der Moment zwischen Aus- und Einatmen. Ein klitzekleiner Inne-Haltepunkt zwischen Bewegungen, ein unbewußter Rhythmus.

Die Stille, der Nadelbrief, sollte blau sein, als Farbe der Entspannung, der Luft, des Wassers. Und ich fand als stofflichen Startpunkt ein Restestoffdrucktuch. Wenn beim Drucken Farbe übrig bleibt, meistens auf der Schaumstoffrolle, drücke ich oft zweckfreie Muster auf ein Reststück Stoff, so auch hier. Rechts sind Tropfenformen entstanden, die bizarren Formen links sind mein 'Handabdruck', der entstanden ist, als ich den Stoff um die Rolle gelegt und sie ausgedrückt habe.
Die runden Formen symbolisieren für mich die Ein- und Ausatmenbewegung. Um das zu verstärken, habe ich meinen 'Stille-Gedanken' auf den Stoff gestempelt.

Schon beim ersten Wort "der" hatte ich den Stempel auf dem Kopf gedruckt. Nicht gut. Aber dann habe ich den "Fehler" einfach beim "und" wiederholt und auf der Innenseite auch mit anderen Worten mehrfach benutzt.

Um die "Stille" nicht zu stören, habe ich den Nadelbrief ganz von Hand genäht. Das Rattern der Nähmaschine hätte mich irritiert. 

Ergänzt durch Stickstiche bekam der Nadelbrief langsame Bewegungsmuster und kleine Orte der Stille, außen wie innen.


Die Faltung habe ich so gelegt, dass der kleine "Moment des Innehaltens" sichtbar bleibt.

So werde ich wohl immer auch beim Nähen daran erinnert, dass man Stille und Bewegung miteinander verbinden kann, oder besser: dass sie miteinander verbunden sind.


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Ein neuer Monat hat begonen und bringt eine neues Papierliebe-Thema: Asien.
Frau Nahtlust lässt uns damit ganz schön viel Freiraum, denn der asiatische Raum scheint mir riesengroß. Und da das Papier ja bekanntlich auch auch Asien kommt, sollte es nicht schwer sein, diesen Monat mit Ideen zu füllen.

Ich greife zu Beginn auf eine altes Projekt zurück. Eine Freundin hatte mir aus Thailand zwei kleine Tücher mitgebracht. Eines davon wurde schon vor längerer Zeit zu einem textilen Bucheinband.

Den Stoff hatte ich auf eine starke Vlieseinlage gebügelt und die Ränder mit einem ganz schmalen Satinstich umrandet.

Die Papierlagen sind mit einem Langstich über zwei gelbe Bänder geheftet und provisorisch an den Deckeln befestigt gewesen. Was noch fehlte, waren die Vorlagepapiere.


Ein Papier vom Februar passte als Grundlage farblich gut zum roten Einband und ich hatte die verwegene Idee, es mit einem Stempel verzieren. Meine Schnitzfähigkeiten sind leider immer noch nicht die besten (frustrierend), und ich wollte das Vorhaben schon verwerfen. Aber ich habe inzwischen gelernt, auch aus den Fehlern das Beste zu machen und habe die zweite Version dann eben mit einem fast goldenen Rand  'verschönert'.

Ein paar blaue Striche und gelbe Punkte verbinden die Formen farblich mit dem Rest vom Papier. Damit kann ich jetzt leben.

So hat mir das Papierliebethema geholfen, wieder ein unvollendetes Büchlein zum Abschluss zu bringen. win-win.


Und lässt mir Raum für weitere asiatische Kreationen. Die japanische Blockbindung habe ich schon probiert. Davon zeige ich dann nächste Woche etwas.

Einen guten Start in die sommerliche Woche.

 

10 Kommentare:

  1. Dein Nadelbrief ist der Knaller, mir gefallen Deine Gedanken dazu und die Ausführung. Buchbinden habe ich noch nie gemacht, mir jedoch gerade vor ein paar Tagen Polsternadeln mit gebogener Spitze besorgt, die braucht ja dazu. Wie schön, dass das mitgebrachte Tuch als Bucheinband zu Ehren gekommen ist.
    herzlich Margot

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  2. Der Nadelbrief ist einfach wunder-, wunderschön. Was für eine schöne Annäherung an das Thema und wie wunderbar umgesetzt. Oooooh! Ganz herzlich, Elvira

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  3. Ist das ein schönes Buch! Stoffeinband und Rücken der verwendeten Papiere harmonieren perfekt, ganz toll das gelbe Band!!! ...nur keine falsche Bescheidenheit, den Stempel hast du sehr toll geschnitzt und eingesetzt auf dem Strichhintergrund.
    Oh, und der Nadelbrief begeistert mich auch sehr, wobei ich besonders mag, dass du ihn von Hand genäht hast, um mit dem Maschinerattern die Ruhe nicht zu stören!
    Man sieht, dass du wieder gesund bist!
    Liebe Grüße Ulrike

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  4. dein nadelbrief ist einfach hinreißend und deine überlegungen dazu finde ich wunderbar. toll auch, dass du kleine "fehler" einfach mit einbeziehst und sie damit ganz und gar unsichtbar machst! die idee mit den umgedrehten worten finde ich einfach klasse.
    dein asia-buch gefällt mir auch sehr. einband und die gestempelten seiten passen absolut super zusammen und dein stempel ist dir doch ganz fein gelungen!
    liebe grüße
    mano

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  5. Och, hier ist ja wirklich viel Reichtum in einem Blogpost, liebe Elvira! Ein feines stilles und ein- und ausatmendes Nadelbriefchen und noch dazu ein feines Büchlein! Herrlich! Ich mag deine Stille und die Überlegungen dazu. Diesen Moment im Dazwischen schätze ich auch sehr. Er ist kurz, aber so wesentlich - überhaupt lässt sich das ja auf alles übertragen. Einfach diesen Moment des Nichts, nach dem einen, vor dem anderen...herrlich! Du ahst das ganz wunderbar ausgedrückt und künstlerisch umgesetzt! Danke dafür! Und dein büchlein, noch dazu mit Stempel: ach....viele Worte muss ich da gar nicht mehr verlieren. Daumen hoch! Danke für beide Verlinkungen! LG. Susanne

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  6. Wieder so wohl überlegt feine, kleine Arbeiten!
    LG
    Astrid

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  7. Wunderbar harmonisch dein Nadelbrief.
    LG Elke

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  8. Ganz zauberhaft dein Nadelbrief!Großes Kompliment!
    Stoff nicht zu kachieren, sondern ganz nähtechnisch zum Umschlag zu machen, ist ganz neu für mich, aber gut umgesetzt.
    viele Grüße, Karen

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  9. Dein Nadelbriefchen ist einfach tolle geworden. Sehr schön, wie sich Deine Gedanken darin wiederfinden. Super. Auch das Büchlein zum Thema Asien ist ja ein kleines Kunstwerk geworden.
    Liebe Grüße
    Monika

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  10. Einatmen-Ausatmen...und der Moment dazwischen....welch großartige Gedanken zur Stille! Gefällt mir wirklich sehr :)
    Liebe Grüße
    Kerstin

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