Bei unserer letzten Stoffspielerei in diesem Jahr wird es bei mir bestrickend und kuschelig.
Tyche's touch hat eingeladen, sich ganz vielseitig auszuprobieren und sammelt für uns heute die Beiträge. "Vielseitigkeit" ist ja ganz unser Thema, denn wir experimentieren monatlich in den veschiedensten textilen Kategorien mit stets neuen Erkenntnissen. Ich freue mich, dass dieser Austausch auch im Jahr 2025 fortgesetzt wird. Danke hier an Gabi von made-with-blümchen für die Organisation, trotz ihres vollen textilen Terminkalenders!
Mein erstes Bild zeigt einen Rückblick auf einen zweiseitigen Patentmuster-Schal, auch Brioche Muster genannt, den ich vor Jahren aus farbigen Restknäulen und schwarzer Wolle gestrickt habe. Olle Kamellen also, die mich aber zu meinem November-Projekt geführt haben. (Nebenbemerkung: ich habe versucht, das Muster für heute noch einmal nachzustricken und bin ziemlich an den Randmaschen verzweifelt. Da muss ich wieder neu einsteigen.)
Bei "zweiseitig" dachte ich nämlich dann an "double face" als Wollstoffe, genau pasend für eine Jacke zu dieser Jahreszeit. Allein, zum Nähen war ich gerade nicht aufgelegt, aber "double face" kann man ja auch stricken. Bücher oder Hefte zu dieser Technik habe ich nicht in meiner Bibliothek, weshalb meine Quelle dieses Mal aus dem Weltweitnetz stammt.
"Double face" Stricken erzeugt ein Gestrick, das dasselbe Muster auf Vorder- und Rückseite zeigt, einmal hell auf dunkel und einmal dunkel auf hell. Man kann einfarbige Jaquardmuster einstricken oder ganz bunt arbeiten. Ich liebe ja Paisleymuster, aber für diese Anfängerarbeit war es mir zu komplex, um es nebenbei auf dem Sofa beim Abendprogramm stricken zu können. Das einfache Schottenmuster, das ich bei meiner Recherche bei der Hug Redaktion auf youtube gefunden habe, war genau richtig. Ich konnte Restknäule aufbrauchen und musste nicht dauernd auf ein Musterblatt gucken.
Ich möchte hier einen Einblick in meine Arbeitsweise und die Besonderheiten im Gegensatz zum "normalen" Stricken zeigen. Ich kann zum Nacharbeiten den Link von oben empfehlen.
Das Anschlagen kann im Kreuzanschlag gemacht werden, allerdings schlägt man gleich zweifarbig an. Dazu nimmt man den langen Anschlags-Endfaden (für die doppelte Maschenzahl berechnet) auf den Daumen wie immer und schlägt die Maschen kreuzweise abwechselnd in den zwei Farben an, die auf dem Zeigefinger liegen. Ich kreuze dazu die Fäden über dem Zeigefinger, dann kann ich die Fäden besser einzeln aufgreifen. Das ist wie beim zweifarbigen Stricken von Jaquardmustern ganz hilfreich. Man kann auch einen Strickring mit zwei Ösen verwenden, aber das ist mir zu "mechanisch".
Als Randmaschen nutzt man bei Double face 3 Maschen je Seite, nicht nur 1 Masche. Das schließt die Kante schön ab. Gestrickt werden sie so: Am Anfang werden sie wie zum links stricken abgehoben, am Ende werden sie rechts gestrickt.
Dann strickt man die Maschen rechts und links im Wechsel ab. Die Maschen, die auf der "Vorderseite" liegen, sind rechte Maschen in Farbe 1, die Maschen, die zur "Rückseite" zeigen sind linke Maschen und werden mit Farbe 2 links gestrickt. Also immer eine komplette Reihe wie bei "eins rechts - eins links", am Ende wird gewendet und farbengleich zurückgestrickt.
Zu beachten ist, dass beim Rechtsstricken beide Fäden hinter der Arbeit liegen müssen und beim Linksstricken beide Fäden vor der Arbeit, auch wenn nur jeweils eine Farbe abgestrickt wird. Dadurch liegt der fortgeführte Faden immer innerhalb des Gewebes. Man sieht schnell, wenn man da einen Fehler gemacht hat, weil der Faden dann außen liegt.
Muster entstehen, indem man einfach entsprechend dem Musterblatt die Farbe wechselt wie beim normalen Musterstricken. Bei diesem Schottenmuster sind die Farbwechsel sehr einfach zu sehen, da sie längs übereinanderliegen. Für die Querstreifen strickt man einfach in der 9. Reihe die ganze Reihe in nur einer Farbe durch. Die langen Farbverlaufgarne geben dem Schal zusätzlich ein lebendiges Muster. Ich hatte Restgarn von Sockenwolle mit etwa 190m Lauflänge und brauche wahrscheinlich 120g für den 16cmx 170cm langen Schal. (Zwischendurch ist mir natürlich das Restgarn ausgegangen und ich musste neue Wolle kaufen. So typisch.) Fertig ist der Schal noch nicht, denn das Stricken geht viel langsamer als normal. Ich genieße jedoch das entspannte, meditative Tempo und freue mich am langsamen Wachsen.
Zweiseitig habe ich auch schon bei Patchworkdecken gearbeitet. Deshalb möchte ich noch eine andere "vielseitige" Idee anhängen.
Oft bleiben zugeschnittene Reststücke von einer Patchworkoberseite übrig, die man gut in die Rückseite einarbeiten kann. Beispiele hier: als Streifen oder als Musterwiederholung im Großformat.
Als ich ganz viele Stoffe aufbrauchen und eine neues Muster ausprobieren wollte, ohne einen neuen Quilt zu machen, habe ich die ganze Rückseite als neues Patchworktop gearbeitet wie das braune "Plaidishmuster" zu meinem Körbemuster Top.
Ganz aktuell wurde im November auch mein Samplerquilt fertig (handgequiltet), bei dem ich ein "Windmühlenmuster" aus den Resten vom ersten Quilt oben verwenden konnte. Es mag vielleicht wie "Verschwendung" aussehen, aber warum sollte man nicht auch Wendequilts haben? Je nach Laune kann man mal ein ruhigeres oder lebendigeres Muster ansehen.
Genauso vielseitig sind heute sicher auch die Beiträge der anderen Stoffspielerinnen. Ich schaue mal bei Tyche vorbei und wünsche allen eien frohe, geruhsame Vorweihnachtszeit.
Wir sehen ins wieder im Januar 2025 mit einer neuen Liste an überraschenden Themen.
Bleibt gesund.
Die Stoffspielereien
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Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen
für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht
ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus
vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede
Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema
inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast
bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus:
Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im
jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des
Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
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Stoffspielerei-Termine 2025:
26.01.2025: "Kawandi" bei made with Blümchen
23.02.2025: „Feuer“ bei zwisch-en-durch
30.03.2025: „Nadelkissen“ bei feuerwerk by KaZe
27.04.2025: „Biesen und Falten“ bei Langer Faden
25.05.2025: „Die Farbe Blau“ bei Stoffnotizen
29.06.2025: „Wasser“ bei Siebensachen zum Selbermachen
Juli und August: Sommerpause
28.09.2025: „Der letzte Schliff“ bei Petersilie und Co
26.10.2025: „Applikation“ bei 123-Nadelei
30.11.2025: „Techniken im Dialog“ bei Tyche
Dezember: Winterpause
Respekt! Ich nehme mir sooo lange schon vor, mal doubleface-Stricken ernsthaft anzugehen, aber ich finde es (noch) sehr anstrengend. "Einfaches Schottenmuster" finde ich sehr bescheiden von dir ausgedrückt :-) Absolut toll, vielleicht wage ich mich auch mal dran, oder mach einen Kurs.
AntwortenLöschenKurs klingt gut, ich kann aber auch die Anleitung auf youtube empfehlen. Es ist wirklich nur wie Rippenmuster stricken. Du bist ja technisch versiert. Neues Jahr, neue Projekte. LG.
LöschenLiebe Elvira, das zweiseitige Patent zu stricken ist schon eine Herausforderung, die Strickarbeit kann man nicht mal soeben zur Hand nehmen. Wunderschön finde ich auch den Schal in der Double face Technik, wirklich gut geeignet zur Resteverwertung. Wenn man denn nicht nachkaufen muss...
AntwortenLöschenWarum soll die Rückseite eines Quilts nicht auch noch aus Patchwork bestehen, mir gefällt das gut. Danke für die vielen schönen Beispiele, liebe Grüße, %yche
diese strickart sehr schön aber kompliziert * liebe deine farbenauswahl ! die rückseiten der patchwork gibt noch mehr originalität an deine meisterwerken und sie passen prima zueinander ! bin beeindruckt
AntwortenLöschenliebe grüsse
mo
Sehr interessant, welche viele Möglichkeiten des Strickens es doch gibt! Diese merke ich mir! Der Schal wird bestimmt schon warm und weich, Sockengarn ist wahrscheinlich ob der Doppellagigkeit eine sehr gute Wahl! Liebe Grüße!
AntwortenLöschenIch merke, bei diesem Thema gab und gibt es für mich viel Neues zu entdecken. Deine Stricktechnik gehört dazu. Das Karomuster, das du gewählt hast gefällt mir sehr. Und deine zweiseitigen Quilts sind ganz wunderbar.
AntwortenLöschenLG
Beate
So als sporadisch alle 10 Jahre Stricker in, ist alles das über simples Streifenmuster und vielleicht Zöpfe hinausgeht einfach nur beeindruckend. Insbesonders diese Technik, höchster Respekt, sehr beeindruckend. Ich glaube da würde ich die Krise bekommen.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Sabine
Dein Brioche-Schal sieht schon toll aus, aber das Karomuster gefällt mir noch besser. So tolle Farben! Double-Face-Stricken habe ich mal vor ewigen Zeiten ausprobiert, wir haben damals rund gestrickt für Fausthandschuhe. Spannend finde ich deine Beschreibung wie die Randmaschen schön gebildet werden. LG Gabi
AntwortenLöschenWie Anne Sopgie bin ich auch eine von denen die bereits seit Ewigkeiten mal Doubleface stricken ausprobieren wollen. Von einer Freundin habe ich weihnachtliche Einstrickmuster bekommen. Dein Schottenkaro gefällt mir da allerdings um vieles besser. Zweifärbiges Patent, auch Brioche genannt, mache ich hingegen regelmäßig. Hätte ich eigentlich zeigen können. Die schönen Randmaschen deines Schals sind mir aber auch noch nicht untergekommen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
Doubleface war auch mein Ansatz, den ich aber noch nie gemacht habe. Mein angefangenes Probestück zeigt noch so viele Fehler, ich habe viel gelesen, gesehen, aber einiges verwirrend. Allein die Vielzahl der Anschlagsmöglichkeiten und wie du schreibst, dauert es ewig, weil ja alles doppelt ist. Deine Randmaschen muß ich mir jetzt genau ansehen, denn meine Seiten sehen grauselig aus.Das Schottenkaro ist auf alle Fälle schön!!!
AntwortenLöschenIch hoffe irgendwann kann ich meine Idee hoffentlich umsetzen, schön, dass ich hier etwas lernen kann!Klappt halt nicht immer zeitlich.
Viele Grüße, Karen