Bei meiner Recherche zum Pflanzenfärben fand ich viele tolle Blogbeiträge und Rezepte und mit Argusaugen habe ich die wilde Kermesbeere in meinem Vorgarten beobachtet. Sie wäre die Pflanze meiner Wahl gewesen, um die noch vorhandenen Wollbestände zu färben. Auch Beizmittel und Kochtöpfe wären bereit gewesen. Nur irgendwie hat es doch nicht gezündet und ich hoffe, aus den Erfahrungen der Mitspielerinnen heute den endgültigen Stoß in die Färbetöpfe zu bekommen.
Über den Sommer habe ich an einem Pullover mit Hebemaschen gestrickt, bei dem sich die Farbe nach jeder zweiten Reihe geändert hat. Bei der spontan gefundenen Farbfolge blieb keine Chance, den Faden mitzuführen, so dass ich am Ende mit ca. 400 Fadenenden zum Vernähen konfrontiert war. Einen Teil der Fadenreste habe ich gesammelt und dann bin ich auf einen Blogbeitrag gestoßen, in dem die Autorin aus diesen Resten neue Wolle kardiert und dann gesponnen hat.
Im Spinnen habe ich keine Erfahrung und die kurzen, schon industrielle konditionierten Wollstücke würden sich sicher auch nicht gut spinnen lassen. Aber für's Filzen wären sie vielleicht geeignet?
Und so war meine Projektidee geboren: die Wollreste zusammen mit der vor etwa 15 Jahren geschenkt bekommenen Rohwolle zu etwas Neuem filzen. Erste Filzversuche hatte ich damals in einer kleinen kreativen Gruppe erworben, dazu eine Kiste mit Material (Wolle im Kammzug, Seife, Kardierkämme) und ein empfehlenswertes Anleitungsbuch.
Damals entstand neben ein paar flachen Werken auch dieser kleine Gnom. Er saß nun lange unbekleidet und augenlos in meinem Regal und sollte jetzt endlich ausgehfähig vollendet werden. Nebenbei: das ist es, was ich an den Stoffspielereien so schätze: dass man lange gehütete Projekte wieder herausholt und fertigstellt. Die bunte Fadenmischung habe ich in drei Farben aufgeteilt und dann loskardiert.
Das ergab drei flauschige Büschel, die ich in Streifen zwischen die kardierte Rohwolle gelegt habe. Da ich den Wollresten kein großes Verfilzvermögen zugetraut habe, habe ich auf der Rückseite noch eine dünne Schicht Rohwolle aufgelegt.
Zum Filzen bin ich in die Waschküche gegangen und für die kleine Fläche reichte eine rechteckige Wanne. Man arbeitet beim Nassfilzen mit viel warmen Seifenwasser, weshalb die Sommermonate im Garten immer die beste Zeit dafür ist. In meinem Fall war es zu kühl draußen, da kam die Wanne zum Auffangen und Austauschen des Wassers ganz gelegen.
Nach dem Anfilzen, d.h. bis die Fasern durch beständiges Reiben fest miteinander verankert sind, kommt das Walken. Dafür knetet oder rollt man das Stück solange bis es nicht mehr schrumpft und sich nicht mehr dehnen lässt.
Am Ende hatte ich zwei Werkstücke gefilzt, eines für eine Art Kleid oder Mantel und eines für eine Hose oder einen Rock.
Für die Jacke habe ich Stücke für die Seitennaht und die Ärmelkante aus dem Filz ausgeschnitten, wodurch ich scharfe Schnittkanten bekam und ich entscheiden musste, wie ich die Nähte verbinden wollte.
Zusammennähen schien mir unpassend, aber es gibt ja auch die Möglichkeit des Trockenfilzens. Dazu benutzt man eine Filznadel, die mit kleinen, spitzen Haken bestückt ist und mit deren Hilfe man durch ständiges Einstechen die Fasern miteinnander verfilzt.
Es ist sinnvoll, eine Stück Schaumstoff unterzulegen, um sich nicht selbst oder den Untergrund zu verletzen !! Auf diese Weise habe ich auch die vorderen Kanten der Jacke bearbeitet, um den weichen Filzkantencharakter zu bekommen.
Schließlich bekam mein Gnom auch noch Augen und einen Mund in der Trockenfilztechnik und nun strahlt er angezogen und ganz zufrieden in den vorletzten Septembertag.
Ein schönes, kleines Projekt mit Recyclinganteilen, das mir viel Freude gemacht hat. Danke an PeterSilie&Co für die Anregung und das Sammeln der verschiedenen Ideen heute
Und es ist vielleicht auch schon eine Anregung für den nächsten Monat, in dem ich den Gastgeberinnenhut übernehme und zum Gestalten in allen Dimensionen aufrufe.
Ich habe ein paar Anregungen gesammelt und werde nächste Woche einen Inspirationspost rausschicken. Seid also gespannt.
Die Stoffspielereien
Bist du auch eine Stoffspielerin?
Mach
mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle,
die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums
Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich
„misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen.
Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig
deine Ideen dazu.
Jeden
letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer
anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib
einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen
Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren
Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Machst du nächstes Mal mit?
Stoffspielerei-Termine 2024:
27.10.2024: „dreidimensional/skulptural“ bei zwisch-en-durch
24.11.2024: „zweiseitig-vielseitig“ bei Tyche
Dezember: Winterpause