Mittwoch, 8. Januar 2020

Alles im Kasten - das Ende des Nadelbriefjahres 2019

Die letzten drei Wochen waren ziemlich gut gefüllt mit allem rund um Weihnachten und Jahreswechsel inklusive Übernachtungsbesuchern, aber ich bin gut (und fleißig) ins neue Jahrzehnt rübergerutscht.

Meine große, selbst gestellte Herausforderung, die letzten Nadelbriefe und alle fehlenden noch bis Anfang Januar fertig zu bekommen, hat mich gut beschäftigt. So manche Weihnachtspost ist darüber liegengeblieben, aber Grüße und Neujahrswünsche bekommt man ja auch gerne im Januar.

Nun kann ich verkünden, dass alle Nadelbriefe im Kasten sind. Was sich, ehrlich gesagt, etwas komisch anfühlt.

Mein Nadelbriefjahr 2019 kompakt
Alle 52 sind fertig und fotografisch vorbereitet. Die letzten drei aus diesem Jahr hatte ich schon kurz bei Instagram gezeigt, möchte aber meinem Vorsatz treu bleiben, und die Geschichten dahinter hier auf dem Blog erzählen. Für mich als Erinnerung und für manche sicher auch interessant. Es sind insgesamt noch sieben Nadelbriefe, die ich auf zwei Posts verteile, sonst schaffe ich das nicht.

Chronologisch fehlt als Erstes der Nadelbrief No. 49: Xanthippe

Ich bin bei meiner Recherche auch zunächst auf die Ehefrau von Sokrates als Namensgeberin gestoßen. Mich hat weniger gestört, dass der Name als Synonym für eine zänkische Frau benutzt wird, als vielmehr die Tatsache, dass das alles Anekdoten waren und über sie selbst eigentlich nichts dokumentiert. Ein bisschen gemein ist das schon, finde ich.

Da habe ich mich lieber an die Übersetzung von "Xanthippe" als "Blondes Pferd" gehalten und mir einen tierischen Nadelbrief gebastelt. Ein hübscher blonder Fuchs stand mir Modell und ließ sich großzügigerweise applizieren.

Als Hintergrund habe ich mir einen griechischen Text ausgedacht, auf Stoff gedruckt und coloriert.

Ich kann kein Griechisch, aber bei den Schriften gibt es griechische Symbole und so habe ich kurzerhand meinen Text mit griechischen Buchstaben schreiben lassen. Wer genau hinsieht, kann in der obersten Zeile lesen:
In diesem Jahr haben wir 52 verschiedene Nadelbriefe genäht. Frau Nahtlust hat ein Nadelbriefjahr ausgerufen. Für Woche 49 ist das Thema Xanthippe, was auch so viel heißt wie „blondes Pferd“. Es hat mir viel Spaß gemacht, mich auf die Herausforderungen einzulassen und möglichst viele verschiedene Materialien und Techniken dafür einzusetzen.
Die Mähne ist aus ausgefranstem Leinenstoff, der Verschluss ein altes Hosenband.

Und weil mein Pferdchen so hübsch ist, hat es auch schon einen Preis bekommen.

Gut verpackt könnte man den Nadelbrief sicher auch bei einem Reitturnier brauchen. Oder im griechischen Restaurant.

Xanti grüßt Frau Nahtlust
Der Nadelbrief No. 51: Kitsch hat mir zunächst Kopfzerbrechen bereitet. Ich dachte, in meinem Fundus findet sich nichts Kitschiges, das dem Klischee von "rosa Plüschpantoffeln" entsprechen würde.
Aber ein Blick in die, zugegeben schwierige, Definition von Kitsch brachte mich dann weiter: Kitsch ist nicht auslegbar wie Kunst, es bietet keine Interpretationsansätze und wiederholt, was dem Betrachter geläufig ist, also ein Klischee statt Echtheit. 
Meist handelt es sich um Kitsch, wenn es falsch im Ort ist, falsch in der Zeit (wie die 'heile Welt' von früher) oder auch falsch im Material. Auch Massenanfertigung und Verniedlichung ist ein Kennzeichen. 
Darauf konnte ich mich einlassen und hab' mir durch Kombination von Plüsch, Rüschen, Rosa, Schleifchen und Perlen meinen eigenen, zuckersüßen "Sissy"-style Kitsch gestichelt.


Auch innen durfte ein Herzchen oder zwei nicht fehlen, Forever ist immer ein bisschen kitschig und was E+S zu bedeuten hat? Susanne wird die Anspielung mit einem Augenzwinkern nehmen, denke ich.






Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, oder?




Der Jahresabschluss wurde dann wieder eher klassisch mit No. 52: maximaler Glamour

Ich habe mich tatsächlich am Silvestertag hingesetzt und versucht, maximalen Glamour auf ein Stück Seidenstoff zu zaubern, in der Pailettenschublade gekramt und Perlen hervorgeholt.

Es war sehr meditativ zum Jahresende und an den Fotos kann man sehen, dass ich bis in den Abend beschäftigt war.

Insgesamt war es echt schwierig, diesen Glamour fotografisch gut festzuhalten. Da braucht man sicher eine Profiausleichtung. Aber ich denke, man kann die Idee erkennen und dann im Mai das Original ansehen, falls der Nadelbrief es in die Ausstellung schafft.

Knopftechnisch habe ich ein sehr schönes Exemplar gefunden, das ein bisschen russisch anmutet und mich an die Fabergéeier erinnert.

Das Innenleben ist eher schlicht, ausgenommen natürlich die Gold Eye Nadeln und das goldenen Scherchen. Auch die Perlenstickerei meiner Tochter von vor vielen Jahren hat hier ein neues Zuhause gefunden.


Ja, das war der vorläufige Abschluss, bevor ich mich im Januar noch an die Nachholer gemacht habe. Die zeige ich im nächsten Post, zusammen mit einem Resumeé und der Zusammenstellung aller Nadelbriefe.

Die Linkliste bei Frau Nahtlust ist immer noch offen, und so mancher neue Nadelbrief kommt täglich dazu.


4 Kommentare:

  1. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus: ein Hoch auf Xanti, wunderbar kitschige Herzchen und dann echter Glam. Danke fürs Zeigen! Ganz herzlich, Eli

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  2. Also allein das "Xanti grüßt frau nahtlust" ist schon der Hammer als Bildunterschrift (und frau nahtlust grüßt zurück ;-)), aber deine drei Briefe hier nochmals in Gänze zu sehen und zu bewundern, ist schon richtig cool! Was für feine Ideen sich da wieder abgezeichnet haben, und die werden gewiss sehr bei der Ausstellung gewürdigt werden! Ich bin sicher, der maximale Glamour schafft es, denn der ist bestimmt traumhaft schön, aus der Nähe anzuschauen. Und nein, dieser Kitsch erst! Allein schon das Herz mit E+S ist prädestiniert gewesen, eine super Idee. Dazu fiele mir noch eines der unsäglichen SChlösser an den Brücken ein, die jetzt überall angebracht werden. Eine schrecklich neumodische Angelegenheit, wie ich finde, und ganz unbunt kitschig... Danke für die Verlinkung und ich freue mich auf die nächsten noch ausstehenden! LG. Susanne

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  3. Du hast es (fast) geschafft! Größte Bewunderung... Die Nachholer werden auch noch fertig, bestimmt, und gut, natürlich. Oh je, was für ein Akt das war. Aber die Freude daran muss ja angehalten haben, sonst schafft man das wohl nicht. Liebe Grüße Ghislana

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  4. Liebe Elvira,
    und wieder staune ich über Deine Ideen. Genial Deine Herangehensweise für die Xanthippe, nie und immer käme ich auf so etwas. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen dass die Jury all Deine 52 Nadelbriefe auswählt und Deine Kunst von mehr Menschen gesehen wird.
    viele Grüße Margot

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