Im Mai stehen wieder Stoffspielereien für den letzten Sonntag auf dem Programm. Gastgeberin ist dieses Mal Gabi von madewithbluemchen und ihr Thema: Japan.
Wer mich aus den intensiven Patchworkzeiten kennt, weiß, dass japanisches Nähwerk und ich eine lange, interessante Beziehung haben. Sie geht zurück bis in das Jahr 1996, als mir die ersten japanischen Quiltbücher über den Weg liefen und dauert bis heute. Ich habe inzwischen ganz unterschiedliche Techniken ausprobiert und beim Stöbern in Kisten ud Kasten doch eine ansehnliche Sammlung von Decken und Taschen gefunden.
Also dachte ich, vielleicht wäre es nett, euch ein bisschen von dieser Geschichte zu erzählen und ein paar meiner "Schätze" zu belichten. Größere und viele kleine Projekte sind 'japanisch' inspiriert, auch wenn die Bücher und Magazine oft nur in der Originalsprache zu bekommen waren und sind.
Das braune Buch war mein erstes, verfasst von Atsudo Kuroda, wie mir eine Freundin einmal übersetzte. Mein erstes Projekt daraus war eine Nähtasche.
Auch wenn man des Japanischen nicht mächtig ist, haben diese Bücher zwei unschlagbare Vorteile:
die Japaner arbeiten mit metrischen Maßen, also in Zentimeter, und zweitens sind ihre Anleitungen hervorragend bebildert, gezeichnet und vermessen. Das gibt es selbst bei deutschen Anleitungen sehr selten.
Ich mochte auch gleich, dass die Modelle oft aus gewebten Stoffen waren und alte Hemden, Jeans und eher traditionelle Materialien verwendeten.
Kein Wunder, dass mein dritter Quilt (ganz ambitioniert) nach dem Quilt 'Spuren eines Traums' von Shizuko Kuroha entstand. Das war 1996/97.
Damals fotografierte man noch mit Filmen, wie das Foto links unten zeigt. Alte, karierte Hemden meines Mannes kombiniert mit rosa Westfalenstoffen waren damals meine Stoffauswahl für diese Logcabin-Muster-Variation.
Als Füllung wählte ich ein Wollvlies, das jahrelang das Waschen gut ertrug. Bis auf vor kurzem, als ich die Decke doch irgendwie zu heiß gewaschen und damit gleichzeitig "gecrasht" habe. Man lernt immer noch dazu.
Im Jahr 2000 verschlug es uns beruflich in die Nähe von London und dort wurde ich Teil einer internationalen Quiltgruppe, einschließlich einer guten Handvoll Japanerinnen, die mir endlich beim Übersetzen helfen konnten. Gleichzeitig brachten sie mir das Staunen über ihr handwerkliches Geschick und ihr faszinierendes Formgefühl bei.
Ein Abschiedsgeschenk waren Quiltblöcke mit guten Wünschen, die ich später zu einem Quilt zusammengesetzt habe.
Die Feinheit der Stickerei in japanischer Schrift ist unübertrefflich. Keine Ahnung, wie sie das hinbekommen hat. Es war natürlich Ansporn, eigene Stickversuche zu starten, wie z.B. bei diesem Maiglöckchenkissen. Eine Kombination als Applikation und Sashiko.
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Kissen nach einer Anleitung aus 'Fabled Flowers' von Kimiko Sudo |
Eine andere Lieblingskombination der Japanerinnen ist Leinen und Stickereien oder Quiltmuster. So entstand dieses kleine Nähkörbchen, zunächst als ein Streifen mit Crazystickerei, der dann zum Körbchen wurde, indem man den Streifen als Tunnel angenäht und ausgestopft hat.
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Körbchen gefunden im Buch 'Small Quilts' |
Etwas größer dimensioniert ergab es bei mir auch zwei Wollkörbe. Toll auch immer wieder die Henkelvariationen, die man in diesen Büchern findet. Da spürt man die Liebe zum Detail und auch zum Material.
Die Körbe waren ursprünglich als Marktkörbe gedacht, doch dafür waren sie zu breit. Besser ist es sowieso, zum Einkaufen ein Tuch dabei zu haben, wie ein Furoshiki.
Das
orangefarbene ist ein Geschenk, das rote Tuch links habe ich
selbst aus alten Hemden zusammengenäht und mit den großen Blumen
bedruckt.
Die Nähte sind als Kappnähte ausgebildet, sodass es keine offenen Kanten gibt und man das Tuch beidseitig verwenden kann. Diese Technik habe ich schon mal hier beschrieben für das blaue Tuch. Als Tischdecke macht sich so ein Furoshiki natürlich auch gut. Oder als Einwickeltuch für den Judoanzug, um ihn sauber im Rucksack zu verstauen, wie es mein Sohn lange Zeit gemacht hat.
Mein aktuelles, japanisches Projekt kommt (wieder) aus dem schönen Buch von Shizuko Kuroha und hat den frischen Namen 'Wind'. Viele Viertelkreise wirbeln da herum.
Die dunklen Stoffe sind zumeist japanische Druck- oder Webstoffe, für die hellen Hintergrundstoffe musste ich selbst zum Druckstock greifen, was die Produktionszeit etwas 'gestreckt' hat.
Aber: was lange währt, wird einmal gut. Das Top ist nun fertig und wird demnächst für das Quilten vorbereitet.
So schließt sich meine japanische Reise für heute.
Meine Entdeckerlust ist jedoch noch lange nicht gestillt und ein paar unvollendete Shibori-Teile mahnen mich auch immer noch zum Weiterarbeiten. Es ist und bleibt eine lange Freundschaft, Japanisches Nähen und ich.
Danke, Gabi, für die Einladung zu den Stoffspielereien im Mai.