Mosaike sind in der Regel aus harten Materialien, die in kleine Stücke gebrochen werden (können) und in eine Verbundmasse eingelegt werden.Um Mosaike aus textilen Materialien herstellen zu können, bedarf es einiger "Anpassungen", wie ich im Verlauf meiner Spielerei festgestellt habe.
Als Mosaikmaterial habe ich in meine Applikationskiste gegriffen, in der ich Stoffstücke aller Art von früheren Projekten sammle, die bereits mit Klebevlies hinterbügelt sind. So kann ich mit "offenen Kanten" arbeiten, ohne dass die Kanten stofftypisch ausfransen.
Die Form der Mosaikstücke wird dann von der "Schnittführung" bestimmt, ist also nicht zu zufällig, wie beim Brechen der Glasmosaike. Ich habe meist aus Streifen eher rechtwinklige Teilchen geschnitten, später aber auch versucht, nicht nur vier- sondern auch vieleckig mit der Schere zu schneiden. Auch alte Bogenstücke eignen sich gut für Mosaikteile.
Als Verbundmaterial bleiben einerseits Nahtlinien in gewissen Breiten. Da die Mosaikteile jedoch ungleichmäßige Zuschnitte haben, bedeutet das Ausfüllen der Lücken einen enormen Stichaufwand.
Andererseits kann man den Hintergrundstoff als quasi "Mörtel" durchscheinen lassen, was meine Lösung war.
Beim Entwurf kann man sich entweder von einer Gestaltform leiten lassen und dann die Zwischenflächen im Hintergrund füllen, oder eine Form umranden und dann die Innenflächen ausfüllen.
Ich habe mich bei meinen Spielereien von der Form leiten lassen und zeige hier die Fortschrittsbilder der beiden Bilder.
Das Blumenbild ist eher traditionell, frohe (herbstliche) Farben auf grauem Hintergundstoff.
Die Blütenblätter sind zufällig angeordnet, die weißen Blütenmitten verbinden die Einzelblüten optisch.
Neue Teile mussten zugeschnitten werden für den Himmel als Hintergund, eine Pinzette tat in diesem Stadium gute Dienste.
Am Ende kam noch eine Art Mauer dazu, wobei die Teile eher länglich geschnitten sind und waagrecht angeordnet. Die Ränder um die Blumenköpfe habe ich individuell angepasst, um schließlich doch einen rechteckigen Rahmen zu bekommen.
Bei meiner zweiten Spielerei hat mein 6-jähriger Enkel mitgeholfen.
Die Grundbausteine waren zunächst sehr lose platziert und ich konnte mit der Ausrichtung spielen.
Ich sah ein Pferd oder einen Torbogen, er sah im 180° gedrehten Teil ein Schiff, was wir dann gemeinsam weiterentwickelt haben.
Ergänzt durch Wasser und pinke Akzente (seine Idee) schwamm es bald über meinen Arbeitstisch. Die Teile waren schnell festgebügelt.
Dann musste doch noch ein Entwurfspapier darüber, um die weiteren Schichten zu planen.
Und hier beschloss ich auch, mich von der traditionellen, flächenfüllenden Mosaikarbeit zu verabschieden und die nächsten Flächen mit "textilem" Handwerk zu kombinieren.
Ich wollte gerne unterschiedliche Texturen und Oberflächen einbauen, was mir bei meinen Inspirationsmosaiken so gut gefallen hatte.
Den Himmel über dem Schiff habe ich nur von Hand gestickt (die Querstriche dann auch weggelassen) und im Wasser schon mal ein paar Knöpfe drapiert, die meine Schaumkronen und Wassertropfen symbolisieren können.
Als "Wolken" dienten kleine Stücke einer Mullwindel, die nun wunderbar flockig am Himmel entlangschweben.
Diese "moderne" Interpretation von Mosaik hat mir viel Spaß gemacht und wahrscheinlich werde ich beide Bilder auf einen Rahmen ziehen.
Mein Fazit dieser Spielerei ist: es ist möglich, auch mit textilen Materialien ein Gefühl von Mosaik zu erzeugen. Es liegt noch viel Potential in dieser Technik (und meine Applikationskiste ist immer noch voll).
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir haben noch einen Termin in dieser Runde, bevor die neuen Ideen für 2024 veröffentlicht werden. Wir sind gespannt.
Danke hier auch wieder an Gabriele (madewithblümchen), die unermüdlich im Hintergrund die Fäden zieht und die Webseite https://stoffspielereien.net/ mit unseren Beiträgen füttert.
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