Sonntag, 24. Februar 2019

Farbverläufe: Stoffspielereien

Der letzte Sonntag im Monat ist 'Stoffspielerei-Tag', an dem man seine Versuche zu einem bestimmten Spielthema mit anderen Bloggerinen / Näherinnen/ Textilkünstlerinnen austauschen kann. 
Diesen Monat hat sich Christiane 'Farbverläufe' gewünscht, und auch wenn die Sonne draußen lacht und lockt, habe ich es geschafft, ein kleines Testprojekt zu starten.

Meine Art, Farbverläufe mit Stoff herzustellen ist weniger, Stoffe zu färben, als vielmehr zu versuchen, mit fertig bedruckten Stoffen Farbübergänge zu schaffen. Dazu habe ich mir vor Jahren schon bei Jinny Beyer Anregungen geholt und ein kleines Musterstück in Form eines handgenähten Namenschildes aus ihren Stoffen ist noch übrig.


Bei ihr habe ich gelernt, dass man Übergänge von einer Farbe zur anderen gut über die hellsten und/oder die dunkelsten Töne einer Farbe herstellen kann, auch dann, wenn die Farben nicht nebeneinander im Farbkreis liegen, z.B. von dunkelrot über dunkelgrün in die grünen Farbtöne.

Fließende Farbverläufe kennt man auch von Aquarellfarben, auf englisch "watercolour". Das gelingt nicht nur auf Papier, sondern es gibt auch eine "watercolour" Technik für Stoffe. Dabei verwendet man gemusterte Stoffe, meist mit floralen Mustern, die durch ihre Musterung Übergänge schaffen können. Mir ist das deshalb wieder eingefallen, weil ich gerade einen solchen (alten) Quilt unter der Nadel habe.

Die einzelnen quadratischen Blöcke bestehen aus 8 gleich großen Rechtecken, die so um ein Mittelquadrat angeordnet werden, dass außen herum ein leichter Farbverlauf von hell nach dunkel entsteht.

Das Quilten von Hand mit freien Blätterzweigen hat sich übrigens zunächst als recht mühsam herausgestellt, weil ich wirklich nicht sehen konnte, wo ich schon gequiltet hatte. Ich musste oft auf der Rückseite nachsehen. Das brachte mich auf die Idee, gleich von hinten zu quilten und nun komme ich gut voran.

Mein eigentlich neues Projekt für heute ist aber der Linienfisch, den ich für den Mustermittwoch schon einmal auf Papier ausprobiert hatte. Den wollte ich nun mit Verlaufsgarn auf Stoff bannen.

Als Grundlage habe ich einen hellblauen Stoff mit dünnem Vlies und einem Rückseitenstoff hinterlegt und dann in freiem Maschinenquilten losgelegt.

Eine Linie rauf und dann die Fischhälfte auf der Gegenseite gespiegelt zurück.

(Die Sonne musste ich aussperren, sie hat ziemlich geblendet und das fotografieren erschwert.)
Irgendwann war meine Fläche mit den Konturen gefüllt.
 
Vorderseite
Rückseite
Im nächsten Schritt bekamen die Fische ein Gesicht und ein paar Schuppen.


Manche gefallen mir besser, manche sind wirklich sehr experimentell geworden, aber das war ja der Sinn: herauszufinden, ob sich die Papierfische auch auf Stoff wohlfühlen. Ich denke, sie tun es.

Jetzt habe ich ein schönes Stückchen Fischstoff, aus dem ein Täschchen oder ähnliches (ein Nadelbrief?) werden kann. 

Die Stoffspielerei schicke ich zu schnittfuerschnitt, wo sich auch schon interessante gefärbte Farbverläufe eingefunden haben. Danke Christiane für's Sammeln und Verlinken!

Und das Fischmuster passt vielleicht noch zum Mustermittwoch bei der Müllerin auf ihre neue Webseite.



 

Montag, 18. Februar 2019

Das Eckige muss ins Runde

Montag ist Papierliebe-Tag.

Heute möchte ich mal ein Loblied auf ein Papier singen, das sich wunderbar für die Herstellung von Schablonen eignet, und damit die Verbindung von Papier und Stoff erleichert: das Freezerpaper. 
Das ist ein Papier, das in Amerika aber zum Einfrieren benutzt wird, und außerdem zum Nähen und Quilten, und das es dort im Supermarkt zu kaufen gibt. (bei uns nur im Quiltladen) Es ist einseitig mit einer dünnen Kuststoffschicht versehen (ungefähr wie das Einwickelpapier von Druckerpapier), so dass man es aufbügeln, aber auch wieder abziehen kann. (Es gibt davon verschiedene Fabrikate, aber der Name beschreibt am besten die Art von Produkt)

Oft schon habe ich es als aufbügelbares Material zum Drucken verwendet, als Einzelschablone für ein T-Shirt (siehe unten) oder auch für Siebdruckmotive (wie hier).

Dass man das Papier aber auch zum Nähen benutzen kann, ist vielleicht nicht so verbreitet. Die Tatsache, dass man das Papier aufbügeln und rückstandsfrei wieder abziehen kann, macht es perfekt zum Nähen-auf-Papier. 
In meinem Fall zum Nähen von Ringen für einen Quilt aus karierten Stoffen.

Mein Ringmuster teilt sich in 4 Segmente, auf denen ich nach und nach die grob keilförmig geschnittenen, karierten Teilstücke aneinandernähen kann und so die Bogenform bekomme, ohne alle Teile schon gleich nach der passenden Schablone zuschneiden zu müssen. Man näht die Teile dabei nicht durch das Papier, wie beim Papier piecing, sondern entlang der umgeklappten Papierkante. Dadurch bleibt das Papier als Ganzes erhalten und kann am Ende abgezogen und für den nächsten Ring wieder verwendet werden.
Die Papiersegmente nach 'getaner Arbeit'
Das nach-Maß-schneiden und das Anzeichnen der Bogenform geschieht dann erst nach dem Nähen. Klingt ein bisschen verwirrend ohne Anleitung? Die reiche ich gerne nach, wenn gewünscht.

Die Geschichte hinter den Karoringen ist die, dass ich vor einigen Jahren einen Quilt für ein Einzelbett nach dieser Methode genäht habe. Das Muster heißt 'Single Girl', was zu der Zeit auch passend für meine Tochter war. 

Inzwischen kommt der Bettüberwurf aber auf einem Doppelbett zum Liegen und soll nun weitere 8 Ringe bekommen. Gut, dass ich meine Musterunterlagen und noch jede Menge Karostoffe hatte. So ist das Nachnähen und Anfügen kein Problem.


Noch bin ich mittendrin, das Eckige zur Runde und dann wieder ins Eckige zu nähen. 
Kariertes diese Woche mal in Stoff, mit Papierunterstützung. Ich hoffe, das zählt auch.

Mehr karierte Papierideen findet ihr wie immer hier bei Frau Nahtlust.



 

Donnerstag, 14. Februar 2019

Karospielereien

Nach einem regnerisch-stürmischen Sonntag fing die kreative Woche angeregt ruhig, ja fast kleinkariert an, um sich dann doch dem größeren Karoformat zu nähern - think big!

Ganz klar, es geht um das Papierliebe-Februarmotto: Kariertes. Ich habe es vor lauter Nadelbriefen und Fischen nicht vergessen, denn eigentlich bin ich ein totaler Karo-Fan. Stofftechnisch kann ich bestimmt (immer noch) die nächsten 5 Jahre aus meinem Fundus arbeiten (wie schon hier im Karomonat Mai gezeigt). Was die Papiervorlagen angeht, habe ich allerdings noch einige lose Ideen im Köcher, die ich noch ausprobieren kann. Und dafür ist der Februar doch bestens geeignet.

Mein erster Ausflug ins Karoland entstand schon letzte Woche, als ich die Streifen vom Federmuster wieder in die Hand bekam. Zum Papier-Weben eignen sich die Streifen nämlich auch, wie man sehen kann. Ein bisschen kniffelig ist das Fixieren der Streifen, bis zum endgültigen Verkleben hilft Kreppband gegen das Verrutschen.
Schmale und breite Streifen im Wechsel
Fertige Vorderseite
Fertige Rückseite
Und wo ich schon mal dabei war, habe ich den alten Moosgummi-Stempel auf Karo-Fähigkeit getestet.

Ziemlich kleinkariert. Kann eine Überarbeitung vertragen.
Spannender (im doppelten Sinn) war, ein 'Fadenkaro' auszuprobieren. Dazu einfach einen Faden mit Farbe tränken, über das Blatt spannen und so Abdrücke herstellen. Mark making eben.


Der Effekt ist viel großzügiger und schwerer zu steuern, aber gerade das macht ja den Charme aus. Dringend empfehlen würde ich aber, Handschuhe anzuziehen, wenn man nicht einen ganzen Tag mit gefärbten Fingern rumlaufen will.


Eine andere Idee für ein "großes Karo" habe ich aus den Skizzen von früher aufgegriffen und umgesetzt. Zuerst wollte ich die Karos aufmalen, aber dann fielen mir die Restpapiere vom Gelatinedrucken ein, die ja schon eingefärbt sind und sich ganz gut in Quadrate zum Spielen schneiden lassen würden.

Es sind Transparentpapiere oder Butterbrotpapiere, auf denen ich die Rolle von der überschüssigen Farbe befreie, bevor ich meine Abdrücke mache. Dadurch ergeben sich oft streifige, dünne Überlagerungsmuster.

Die Quadrate habe ich auf Reispapier arrangiert und mit Klebestift geklebt, um mit dem fertigen Karomuster ein kleines Skizzenheft verkleiden zu können.

Erste Etappe: Rohfassung
Mit verschiedenen Stiften kamen dann die feinen Streifen dazu und zum Schutz eine Schicht Gel Medium (das teilweise die wasserlöslichen Stifte mit angelöst hat, aber das gehört zum Spiel).

Das fertige Skizzenheft
Und weil's so gut ging, habe ich gleich auch das zweite Heft bezogen, allerdings aus einem ganzteiligen Papier. Die Hefte habe eine leichte Neigung zum Wölben, was daran liegt, dass ich noch kein Papier auf die Innenseiten von Deckel und Rücken geklebt habe. Aber das kommt noch.


Im Karoheft tummeln sich auch schon ein paar Fisch-Malübungen, die mit einer '30-days-of-creative-practice' * Übung zu tun haben (Day 7: shapes). Nichts 'Mustergültiges', nur so zum Einschwingen und Testen verschiedener Malmittel.


Karierte Fische sind noch nicht dabei. Ich halte aber meine Augen offen, und finde immer wieder neue karierte Muster, wie zum Beispiel in diesem Fliesenmuster in der Ringkirche, oder auch im Fenster, das mir auch kariert, in Variation, vorkommt. 



Material für den nächsten Papierliebe am Montag* Beitrag bei Frau Nahtlust.

Mit diesem Ausblick wünsche ich einen sonnigen Donnerstag.

(* unbezahlte Werbung/ der Post enthält Links zu anderen Webseiten) 

Freitag, 8. Februar 2019

Freitags Allerlei - von Fischen und Zöpfen

Anfang der Woche hielt mich ein Schnupfen (der zum Glück harmlos war) und ein Pensum Nähaufträge so auf Trab (es steht schon wieder Karneval vor der Tür), dass meine kleinen Kreativarbeiten zum Mustermittwoch und Nadelbriefjahr zwar fertig wurden, aber keine Zeit blieb, sie zu zeigen.
Nun kommt heute deshalb ein kleiner Mix aus frischen und schon getrockneten Fischen, aus alten und neuen 'Zöpfen'. Vielleicht garnicht so schlecht, um sie am Wochenende in aller Ruhe zu betrachten. Und für mich Ansporn, dran zu bleiben.

 Muster Mittwoch

Der  Februar soll wieder ein Fischmonat werden, so wünscht es sich die Müllerin. Ein beliebtes Musterthema, wie man aus den vielen Beiträgen auf der Linkliste schon sehen kann. Ich habe aus früheren Aktionen zwei Musteransätze ausgegraben, die ich nun auffrischen und weiterentwickeln möchte.


Diese Rapportfische, zum Beispiel, die ich auf Papier gruppiert und mit dem Kopierer vervielfältigt habe. Ein Stempel wäre die optimale Dauermusterlösung.


Und diese 'Linienfische'. Die Fische sind erst einmal zur Hälfte gezeichnet, als eine durchgehende Linie von einer Blattseite zur anderen, und dann die zweite Linie wieder zurück, die die erste Kontur spiegelt und so die Form ergänzt.

Später habe ich die Fische innen mit Füllmustern fischig verziert. Da das alles in Bleistift geschah, ist das Muster ziemlich blass. Es war auch nur als 'Schwungübung' gedacht, die mich auf ein Quiltmuster vorbereiten soll. Diese Umsetzung habe ich noch fest vor, nur eben diese Woche noch nicht geschafft. Auch mit einer digitalen farbigen Variante bin ich noch nicht recht voran gekommen (das ist auch schwer, wenn man die Vorlage als Graustufe einscannt. Lernprozess!).


Bestimmt haben mir bei dieser Übung auch diese 'Fundfische' aus Hamburg im Kopf herumgespuckt, fantastische Street Art, zu finden an der Altonaer Straße.



Der/die Künstler*in ist mir leider unbekannt
Sie machen richtig Lust, selbst in die Farbtöpfe zu greifen und ein paar bunte Fische zu mustern.

 Nadelbrief #5: Den lille Havfru

Fischig war auch der Nadelbrief #5 'die Kleine Meerjungfrau' und hat mich noch weiter nach Norden geführt.
Es ist ja bekanntlich ein dänisches Märchen und zu Ehren des Dichters H.C. Andersen gibt es in Kopenhagen tatsächlich eine Skuptur mit der Kleinen Meerjungfrau. Wer schon einmal dort war, wie ich, wird bestätigen können, dass es eine SEHR kleine Skulptur ist, von der man sehr genau wissen muss, wo sie steht, um sie nicht zu verfehlen.

Und so sind meine Zutaten für diesen Nadelbrief: ein Stadtplan von Kopenhagen mit dem Standort der Kleinen Meerjungfrau und ein altes Hotel-Reisenähetui. 
Das Etui habe ich mit dem verkleinerten Stadtplan beklebt und einen deutlichen Hinweis hinzugefügt, wo man die Meerjungfrau finden kann. So ist man auf Reisen gut gewappnet, auch wenn mal ein Kopf abgeht.


 

Nadelbrief #6: Rapunzel (Valerianella locusta)

Mit Rapunzel hatte ich mich schon einmal als Streichholzschachtel-Version beschäftigt und eigentlich wollte ich dieses Thema für den Nadelbrief diese Woche auslassen. Schließlich hat Rapunzel im Turm ja eher gesungen als gestickt oder genäht. Vielleicht hätte sie einen Haar-Nadelbrief brauchen können? Aber nein, sie trug ja immer einen Zopf! Da ist nicht viel mit hochstecken.
Aber dann wollte ich doch etwas für das 'Feldsalat-Mädchen' basteln und beim Gedanken an Salat und Gemüse fiel mir meine Bortenkiste wieder ein. Dort schlummern ja immer fast vergessene Schönheiten.

Eine Gemüse- und eine Schlingenborte umzieren nun die frei genähmalte Initiale 'R' auf einem alten Stück naturfarbenem Leinen. 

Und auf der Rückseite findet man neben einer kleinen Rapunzelpflanze auch eine ausgewachsene, die ja auch blühen kann, wenn man sie nicht vorher aufisst.  
(Anmerkung für Botaniker: die Darstellung ist botanisch nicht ganz richtig, ich weiß. Der Stengel war schon auf dem Leinen von einem früheren Projekt.)

Gefüttert ist der Brief mit weißem Leinen und einem blattförmigen Filz.

Am Wichtigsten war mir jedoch der Verschluss. Hier mussten unbedingt authentische Zöpfe dran, falls doch mal wieder ein Königssohn vorbeireitet und das Nadelbrief-Rapunzelchen etwas braucht, woran der Prinz zu ihr hochklettern kann. Vielleicht braucht er ja auch mal eine Nadel?


Und wer einem einen echten* Rapunzelturm sehen will, dem sei ein Ausflug nach Ludwigsburg in den Märchenpark am Schloss empfohlen. Dort muss man nur rufen und der Zopf wird heruntergelassen.

 * ganz 'unecht' hat dieser Turm Fenster und eine Tür, nicht wie im Märchen.

Natürlich gibt es dort auch ein Schneewittchenhaus, was dann nächste Woche einen Nadelbrief wert wäre. Bei Frau Nahtlust versammeln sich alle Märchen-Nadelbriefe im Februar. Und wahrscheinlich treffen wir uns dort wieder mit dem 'Tapferen Schneiderlein' in zwei Wochen.

Den Märchenparkhinweis verlinke ich diesmal auch mit die Zitronenfalterin, die 'Märchenhaftes' im Februar sammelt.