Sonntag, 30. Oktober 2022

Stoffspielereien - Posamenten




Der Begriff "Posamente", den Gabi von Madewithblümchen für unser Oktoberthema gewählt hat, klingt etwas altertümlich und man denkt zunächst, das gibt es heute garnicht mehr. Fransen und Troddeln, Volants und Quasten sind doch garnicht mehr zeitgemäß. Heute muss alles glatt und "modern"- funktional sein.
Das stimmt, und auch wieder nicht. Offensichtlich gibt es immer noch ein Bedürfnis nach "schmückenden Geflechten aller Art", die von (zugegegeben) nur noch wenigen Posamentierbetrieben hergestellt werden. Gabi hat einen davon in Österreich besucht und eine tolle Podcastfolge dazu erstellt.
 
Bei meiner eigenen Recherche im weiten "Netz" bin ich dann auch auf  eine Handwerkskünstlerin gestoßen, die moderne, pfiffige, farbenfrohe Varianten von Bändern herstellt und unterrichtet:  Elizabeth Ashdown (hier ihre Webseite).
Ich war sofort infiziert von ihren Bogenbändern, zumal ich ja beim Bloggerinnentreffen ein tolles Band von Beate geschenkt bekommen hatte.
 

Die Vorgehensweise zum Bändchenweben habe ich mir aus den Bildern abgeschaut und mir mit einem ovalen Quiltrahmen, einem selbstgebauten "Webkamm" aus Pappstreifen und einfachem Häkelgarn in schwarz und beige eine Kette aufgespannt, in die ich ein Knötchengarn und ein türkises Band eingewebt habe.
 
Und weil noch einiges an Kette übrig war, habe ich noch eine Variante mit Goldfaden ausprobiert (siehe oben).

Das Ergebnis ist natürlich wackelig und ungleichmäßig, was ich mit den Enden anfange, weiß ich auch noch nicht. 
Die breiten, eingearbeiteten Schlaufenbänder sollten ein wenig "Stand" haben, damit die Bögen sich schön gleichmäßig legen. Das Weben hat viel Spaß gemacht und ich kann mir gut vorstellen, daraus Armbänder oder Halsschmuck zu machen. Auch als Zierbänder auf Buchhüllen oder Taschen wären diese farbenfrohen Bänder sicher toll.
 
Das war ein Exkurs vorneweg, denn mein eigentliches Projekt war, mich endlich - nach Jahren - an Posamentenknöpfen zu versuchen. 
Literatur und Material liegen gefühlt schon ewig bereit und nun habe ich tatsächlich Hand angelegt.
 
Mein Anleitungsbuch: Posamentenknöpfe, Trachten Kulrur Beratung, Bezirk Schwaben, August 2014
 
 
Als Startprojekt habe ich mir die Zwirnknöpfe vorgenommen, buntes Zwirngarn (synthetisches) und alte Plastikringe fanden sich in meinem Fundus.
 
Nur leider waren beide Dinge nicht besonders gut geeignet: das Garn zu dünn und die Ringe zu glatt. So entstand nur ein einfacher Speichenknopf in rosa-rot - oben links - daraus, dann habe ich die Werkzeugkisten durchsucht und ein paar Unterlegscheiben ergattert.
 
Zusammen mit dünnem Häkelgarn und Perlgarn entstanden die anderen vier Knöpfe. Man kann nach der Grundwicklung ziemlich viel spielen und sich eigene Muster ausdenken.


Danach habe ich mich an die "glatten Knöpfe" gewagt, die über Holzplättchen gewickelt werden. Man kann das Wickeln freihand oder mit Hilfe einer "Halterung" in Form eines Pfriems oder Holzbohrers machen, was ich am Ende als wirklich hilfreich empfand.
 
Die Knopfmuster haben tatsächlich auch Namen, wie der Grün- beige: Death's Head Button, also Totenkopf Knopf, oder "Schwälmer Knopf" wie die Sternenmusterknöpfe.

 
Nach einem halben Dutzend habe ich nun einigermaßen den "Dreh raus" und freue mich schon darauf, die nächsten Muster auszuprobieren. Ein paar Rohlinge habe ich noch. Wofür ich die Knöpfe einsetze, weiß ich noch nicht, aber das findet sich ja meist "auf dem Weg".

Hier  noch ein Blick auf die Rückseiten, die nach und nach auch besser und ansehnlicher werden.
Zum Abschluss noch zwei Fotos aus meinem Kostümarchiv, bei dem auch schon einmal Posamenten in Form von Bandverzierungen eine Rolle gespielt haben. Auf mittelalterlichen Kostümen bzw. Wikingerhemden fanden sie bei mir Anwendung.

 


Ich danke Gabi, dass sie mich auf eine, nein zwei neue Handwerkstechniken gestoßen hat und bin sicher, dass auch im nächsten Monat, beim Thema "Ornamente" wieder Schwungvolles und Farbenfrohes zu sehen sein wird.

Die Stoffspielereien

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Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

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Die Stoffspielerei-Termine 2022

 

 

 

 

Sonntag, 2. Oktober 2022

Stoffspielerei-Treffen im Zeichen der Burg

 

  

10 Jahre Stoffspielereien - das haben wir (mehr oder weniger) feierlich begangen, mit Stoffschau, Stadtschau und viel Austausch über vergangene und aktuelle Textilprojekte.

Gabi (madewithblümchen) und Christiane (schnittfürschnitt) haben ein tolles Programm ausgearbeitet und auch das Wetter hat wunderbar mitgespielt. Die Gruppe war 'überschaubar', aber wir 'Sieben' aus Fürth, Graz, Siegburg, Niederkassel, Suhl, Aahlen und Wiesbaden hatten keine Anlaufschwierigkeiten.


Mosaik im Bahnhof Nürnberg

Die mitgebrachten Lieblingsstücke machten die Runde und wurden fachfrauisch begutachtet, Techniken und Erfahrungen ausgetauscht, kleine Mitbringsel fanden neue Besitzerinnen.

 
Ute (123-Nadelei) hatte einen großen Korb ihrer fabelhaften und nützlichen Nadelbücher  und Beate eine Auswahl an Webbändern (siebensachen-zum-selbermachen) dabei.
Martina von machwerk zeigte tolle Taschen und Applikationsarbeiten, Kerstin (Stoffnotizen) sogar die blinkende Abendtasche. Nadelbriefe von Gabi und mir aus Frau Nahtlusts Jahreschallenge 2020 fanden die jeweiligen Partner und die Entstehungsgeschichten wurden erzählt.
Die Tische in Christianes Atelier füllten sich schnell mit Arbeiten, die wir bisher nur von Bildern kannten. Anfassen und Untersuchen erlaubt! 
Danke, Christiane, für die Gastfreundschaft in stimmiger Atmosphäre.
 
hier mal der Seiteneingang des Germanischen Nationalmuseums

Und was wäre ein Treffen textiler Künstlerinnen ohne einen Besuch in der Textilabteilung des ansässigen Museums. Wofür wir allerdings etwas zu früh dran waren (die Abteilung wurde erst an 2. Oktober wieder geöffnet). Die spontan organisierte Führung durch individuelle textile Besonderheiten vergangener Jahrhunderte ließ uns trotzdem staunen und neues entdecken. Und tatsächlich auch schon Ideen für das Thema "Posamenten" im Oktober sammeln.

Da kann ja nichts mehr schief gehen für die kommenden Stoffspielereien.

Und ein Treffen mit den anderen Teilnehmerinnen wird bestimmt auch nicht mehr 10 Jahre dauern, da bin ich mir sicher. Der erfolgreiche Anfang ist gemacht.

Für mich war das persönliche Treffen ein wunderbarer Austausch, den ich doch vermisst habe. Ich habe mir auch vorgenommen, wieder mehr meiner Nähprojekte auf dem Blog zu zeigen. Das habe ich ziemlich vernachlässigt, wie ich aus den Nachfragen festgestellt habe.

Habt es derweil gut und bleibt gesund.