Der Begriff "Posamente", den Gabi von Madewithblümchen für unser Oktoberthema gewählt hat, klingt etwas altertümlich und man denkt zunächst, das gibt es heute garnicht mehr. Fransen und Troddeln, Volants und Quasten sind doch garnicht mehr zeitgemäß. Heute muss alles glatt und "modern"- funktional sein. Das stimmt, und auch wieder nicht. Offensichtlich gibt es immer noch ein Bedürfnis nach "schmückenden Geflechten aller Art", die von (zugegegeben) nur noch wenigen Posamentierbetrieben hergestellt werden. Gabi hat einen davon in Österreich besucht und eine tolle Podcastfolge dazu erstellt.
Bei meiner eigenen Recherche im weiten "Netz" bin ich dann auch auf eine Handwerkskünstlerin gestoßen, die moderne, pfiffige, farbenfrohe Varianten von Bändern herstellt und unterrichtet: Elizabeth Ashdown (hier ihre Webseite). Ich war sofort infiziert von ihren Bogenbändern, zumal ich ja beim Bloggerinnentreffen ein tolles Band von Beate geschenkt bekommen hatte.
Die Vorgehensweise zum Bändchenweben habe ich mir aus den Bildern abgeschaut und mir mit einem ovalen Quiltrahmen, einem selbstgebauten "Webkamm" aus Pappstreifen und einfachem Häkelgarn in schwarz und beige eine Kette aufgespannt, in die ich ein Knötchengarn und ein türkises Band eingewebt habe.
Und weil noch einiges an Kette übrig war, habe ich noch eine Variante mit Goldfaden ausprobiert (siehe oben).
Das Ergebnis ist natürlich wackelig und ungleichmäßig, was ich mit den Enden anfange, weiß ich auch noch nicht.
Die breiten, eingearbeiteten Schlaufenbänder sollten ein wenig "Stand" haben, damit die Bögen sich schön gleichmäßig legen. Das Weben hat viel Spaß gemacht und ich kann mir gut vorstellen, daraus Armbänder oder Halsschmuck zu machen. Auch als Zierbänder auf Buchhüllen oder Taschen wären diese farbenfrohen Bänder sicher toll.
Das war ein Exkurs vorneweg, denn mein eigentliches Projekt war, mich endlich - nach Jahren - an Posamentenknöpfen zu versuchen.
Literatur und Material liegen gefühlt schon ewig bereit und nun habe ich tatsächlich Hand angelegt.
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Mein Anleitungsbuch: Posamentenknöpfe, Trachten Kulrur Beratung, Bezirk Schwaben, August 2014
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Als Startprojekt habe ich mir die Zwirnknöpfe vorgenommen, buntes Zwirngarn (synthetisches) und alte Plastikringe fanden sich in meinem Fundus.
Nur leider waren beide Dinge nicht besonders gut geeignet: das Garn zu dünn und die Ringe zu glatt. So entstand nur ein einfacher Speichenknopf in rosa-rot - oben links - daraus, dann habe ich die Werkzeugkisten durchsucht und ein paar Unterlegscheiben ergattert.
Zusammen mit dünnem Häkelgarn und Perlgarn entstanden die anderen vier Knöpfe. Man kann nach der Grundwicklung ziemlich viel spielen und sich eigene Muster ausdenken.
Danach habe ich mich an die "glatten Knöpfe" gewagt, die über Holzplättchen gewickelt werden. Man kann das Wickeln freihand oder mit Hilfe einer "Halterung" in Form eines Pfriems oder Holzbohrers machen, was ich am Ende als wirklich hilfreich empfand.
Die Knopfmuster haben tatsächlich auch Namen, wie der Grün- beige: Death's Head Button, also Totenkopf Knopf, oder "Schwälmer Knopf" wie die Sternenmusterknöpfe. Nach einem halben Dutzend habe ich nun einigermaßen den "Dreh raus" und freue mich schon darauf, die nächsten Muster auszuprobieren. Ein paar Rohlinge habe ich noch. Wofür ich die Knöpfe einsetze, weiß ich noch nicht, aber das findet sich ja meist "auf dem Weg".
Hier noch ein Blick auf die Rückseiten, die nach und nach auch besser und ansehnlicher werden.
Zum Abschluss noch zwei Fotos aus meinem Kostümarchiv, bei dem auch schon einmal Posamenten in Form von Bandverzierungen eine Rolle gespielt haben. Auf mittelalterlichen Kostümen bzw. Wikingerhemden fanden sie bei mir Anwendung.
Ich danke Gabi, dass sie mich auf eine, nein zwei neue Handwerkstechniken gestoßen hat und bin sicher, dass auch im nächsten Monat, beim Thema "Ornamente" wieder Schwungvolles und Farbenfrohes zu sehen sein wird.
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Ja, Elizabeth Ashdown webt faszinierende Posamentborten! Cool, dass Du Dir einen eigenen Webrahmen gebaut hast! Liebe Grüße!
AntwortenLöschenhttps://zwisch-en-durch.blogspot.com/2022/10/stoffspielereien-posamenten.html
AntwortenLöschenAch wie schön, dass du das Weben nach Elizabeth Ashdown ausprobiert hast! Danke auch für den Tipp zu ihr - ich finde die Sachen einfach großartig! Ich kann mir solche Borten, etwas breiter, gut auch als Hutband vorstellen, oder auf einen Saum aufgenäht? Hübsch auch deine Posamentenknöpfe. Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. In dem Posamentenknopf-Kurs, den ich einmal gemacht habe, haben wir ebenfalls kleine metallene Scheiben verwendet, die allerdings aus dem Traktorenzubehör oder so stammten: Aluringe mit guten Kanten, die dem Häkelgarn ein bisschen Widerstand bieten. Toll, was du dieses Mal alles ausprobiert hast, und sogar noch Projekte aus dem Archiv gezaubert. Ich bin ganz glücklich, dass heute wieder so viele unterschiedliche Dinge gezeigt werden. Liebe Grüße, Gabi
Die Borten á la Elizabeth Ashdown gefallen mir sehr. Spannend wie du dir selber einen Webrahmen dafür gebastelt hast.
AntwortenLöschenDas Anfertigen der Posamentenknöpfe macht viel Spaß, das habe ich auch mal in einem Kurs gemacht, aber die bunten Stücke zu verwenden, finde ich nicht einfach. Eine aus unserer Quiltgruppe hat genügend gleiche gemacht, um ihren selbstgenähten Mantel damit auszustatten, das sieht toll aus. LG Gabi
Ah! Zum Thema "Quilten und Posamentenknöpfe" fällt mir gerade noch ein, dass eine Bekannte einmal einen Baum als Wandquilt genäht hat und unzählige Posamentenknöpfe als "Blumen" darauf befestigt. Das sah toll aus!
AntwortenLöschenDu hast dieses Buch, Klasse. Als ich das entdeckt hatte bei einer Stoffspielerei vor etlichen Jahren, war es vergriffen. Die Scheiben mit dem Stift als Halterung ist sicher gut, da hat man auch so eine Art Zentrum fürs Wickeln. Das war für jetzt für mich beim normalen Knopf als Kern schwierig .Ich finde aber das hat auch echt Suchtpotential.Mit dem Buch, würde ich wohl alles probieren wollen.
AntwortenLöschenDas Band mit den Schlaufen muß ein echter Klassiker sein, aber das ganz gleichmäßig hinzubekommen, stelle ich mir sehr schwer vor.
Schöne Spielereien.VG Karen
Oh wie schön, ein paar Sachen aus deinem Fundus zu sehen :-) Über die Wikingerknoten bin ich bei der Recherche auch gestolpert, Pinterest ist voll davon. Erstaunlich, dass die heute niemand ausprobiert hat. Auf deinem Hemd machen sie sich gut.
AntwortenLöschenDie Knöpfe herzustellen macht bestimmt Spaß, durch die Rundungen ist das bestimmt nicht einfach.
Ich bin total begeistert von deinem Webstuhl!
Liebe Grüße
Christiane
Was für eine tolle Knopfsammlung! Ich bin ganz begeistert.
AntwortenLöschenVielfältig faszinierend sind Deine Stoffspiel-Experimente heute. Vor weben habe ich Respekt, das braucht Übung. Für so eine kurze Spielerei ist Dein dekoratives Band beachtlich.
AntwortenLöschenDie Knöpfe sind sehr schön. Wie ich da und dort lese ist das Wickeln tricky, lohnt aber auf jeden Fall wenn ich Deine und Karens Ergebnisse sehe.
An dem historisch orientierten Kleid finde ich die Bordüre stimmig passend.
LG Ute
Diese Bänder und die Knöpfe bieten ganz neue Dekomöglichkeiten, deine Beispiele sind gut gelungen. Den selbstgebauten Webrahmen bewundere ich sehr, viel gelungener als meiner für die Bändchenweberei. An einer uni Jacke kann ich mir die bunten Knöpfe gut vorstellen. Das Muster gleich, die Farben verschieden. LG Tyche
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